Auf dieses Urlaubsziel kamen wir eher zufällig. Wir wollten Wärme, Sonne, Strand, entspannte (paradiesische) Umgebung und eine mit den US-Börsenzeiten gut kombinierbare Zeitzone. Auch Kolumbien war auf dieser Shortlist; nun entschieden wir uns für das französische Departement Martinique in der EU (bezüglich EU in der Karibik -> siehe dazu auch eine nähere Erklärung im Guadeloupe Beitrag). Wilkommen zum Martinique Abendteuer-Urlaub: Paradies mit brennenden Sofas!
Anreise, Unterkunft
Aus Hamburg starteten wir pünktlich, Umsteigen im Paris klappte ebenfalls und Air France als Airline begeisterte uns mit viel Komfort, gutem Essen und exzellenten Getränken. In der Hauptstadt von Martinique Fort-de-France kamen wir gegen Abend an und weiter ging es zur Autovermietung. Von dort aus starteten wir in der karibischen Dunkelheit und mit ordentlich Übermüdung unsere Unterkunftssuche. Wir hatten einen Appartement in der Gegend Le Diamant gebucht (die etwas flachere Seite der Insel). „Google Maps ist unser Freund“, dachten wir. Doch plötzlich verlangte Google Maps von uns, in den Dschungel abzubiegen. Ok, wir sind brav und tun, was Google sagt. Krass, kaum vorhandene Straße. Google zeigte an, als ob wir schon fast da wären – nur noch ca 300m. Aber ganz auf der Straße waren wir gemäß Mr. Google auch nicht, aber wir sahen großzügig darüber hinweg.
Plötzlich ging der Dschungelweg rapide bergab und im Stockdunklen sah man nicht, was uns da unten erwartet. Also bin ich sicherheitshalber aus dem Auto ausgestiegen und habe erstmal zu Fuß getestet. Und was sehe ich da – das Karibische Meer direkt vor mir. Der Weg endete in der Karibik. Wie idyllisch. Mit etwas Anlauf wären wir mit dem Auto direkt im Wasser gelandet! Cool. Not. Wütend im Auto nochmal mit Google diskutiert, umgedreht und ein Stückchen zurück gefahren. Dort war zwischen den Bäumen noch ein klitzekleiner Weg, der nach rechts abbog und dorthin wollte Google uns jetzt schicken. Wir haben uns kurz angeschaut und entschieden, dass wir lebensmüde sind und probierten es aus. Groteskerweise deutete sich nach 100m eine Lichtung an und dort war unsere Appartementanlage. Pfff. Was für ein Wahnsinnsritt. Nervlich und physisch am Ende, gingen wir dann zu unserem Appartement.
Unser Landlord hatte uns ein Carepaket im Apartment da gelassen, inklusive einem kleinem Fläßchen vom lokalen Rum.
Der Rum und die Schönheit des Ortes haben uns den Stress sofort wieder vergessen lassen. Wo sind wir hier gelandet? Im Paradies?! Nun hat der erster Rum-shot uns auch sofort einen guten Schlaf beschert und der Sonnenaufgang am nächsten Morgen war einfach atemberaubend.

Über die Unterkunftsart schreibe ich hier genauer.
Übrigens: Martinique-Reise lag zeitlich vor unseren Guadeloupe-Reisen; aber hier haben wir uns in die Inselgruppe verliebt.
Als Selbstversorger auf der Insel – wo kauft man am besten ein
Nachdem wir den Vormittag mit dem Location-check und faul in der Sonne rumliegen gut rumgekriegt hatten, kam langsam der kleine Hunger. Hmm. „Wieder mit unserem Freund Google nach dem Supermarkt suchen?“ Nützt ja nix. Komischerweise, im Tageslicht waren die „Dschungelwege“ sogar ganz ok und den Lebensmittelladen haben wir auch gut gefunden. Es gibt generell den lokalen „Lidl“ namens Leader Price und den „Edeka“ alias Carrefour. Als preisbewusste Urlauber starteten wir mit Leader Price. Wie bereits in dem Guadeloupe Beitrag erwähnt, günstig ist auf den französischen Antillen nur der lokale Rum und sehr viele Produkte werden importiert: sogar Kartoffeln und der grüne Salat kommen aus Frankreich. Zu der Importabhängigkeit in den Lieferketten kommen wir noch in dem Abschnitt „brennende Sofas“ ;-))).
Ist die Insel wunderschön?
Kurze Antwort: absolut.
Lange Antwort: was wir gesehen haben, gefiel uns außerordentlich gut. Man könnte die Insel das Paradies auf Erden nennen. Was für eine wilde, abwechslungsreiche Natur: tropischer Dschungel, exotische Pflanzen und Blumen, sowohl Berge als auch etwas flachere Landschaften; versteckte Buchten mit wunderschönen, naturbelassenen Strandabschnitten, sowohl mit puderweißen Sand als auch mit dem Sand aus vulkanischer Herkunft, Zuckerrohfelder, Bananenplantagen, kleine, gemütliche Ortschaften – es war alles andere als langweilig. Die entspannte Atmosphäre hat mich umgehauen und tat gleichzeitig so gut – nach einer intensiven Arbeitsphase wie Balsam für die Seele!
Wir konnten einige Strände im Bereich Le Diamant, Saint Luce und St. Anne näher inspizieren, die Serpentinen in der Gegend um Anse Noir und Les Trois-Îlets „genießen“ (war recht steil und recht eng, aber nicht so schlimm wie in Italien) und einen Destilleriebesuch machen. Unser Sportprogramm zogen wir auch gnadenlos jeden Tag durch: morgens entweder Joggen oder Schwimmen oder zuerst Schwimmen und danach Joggen. Muss ja, näh … 😉



Wieso die komische Wortwahl, als ob wir gewisse Einschränkungen im Urlaub erlebt hätten – tjaa, der Spannungsbogen muss ja doch ordentlich hochgezogen werden, ;-)))
Brennende Sofas
Die französischen Antillen sind politisch gesehen ein Übersee-Department und eine Region Frankreichs. Diese Regelung finden die Einheimischen selbst manchmal nicht so großartig und wollen dann daran etwas ändern. Dazu gibt es auch immer wieder andere Gründe zur Unzufriedenheit: Covid-Maßnahmen, gestiegene Preise, you name it.
Was die Insel mit Frankreich gemeinsam hat, sind die Mittel, der eigenen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Streiks und Unruhen von feinsten.
Denn wie in Frankreich üblich, schnell sind die gelben Westen rausgeholt und der Generalstreik ausgerufen!
So wie zu Beginn unserer zweiten Urlaubswoche. Auf Grund von Covid-Maßnahmen wurde die Arbeit wurde überall niedergelegt, fast alles war geschlossen, an Kreisverkehren wurden Straßensperren errichtet.
Die Wirkung dieser Straßensperren zeigte sich super schnell: die Regale im Supermarket wurden leer, weil importierte Ware im Hafen lag und nicht gelöscht werden konnte, es gab keinen Sprit an Tankstellen, man konnte sich auf Grund der eingerichteten Straßensperren nicht frei bewegen, die Locals konnten ihre eigenen Produkte verkaufen nicht, weil sie aus den Plantagen nicht durch die Straßensperren kamen … Dazu kamen nächtliche Unruhen, bestimmte Regierungsgebäude wurden attackiert und angezündet. Die Straßensperren die aus Sofas/Kühlschränken/Waschmaschinen (fragt mich nicht, von woher das alles angeschleppt wurde) bestanden, wurden ebenfalls angezündet. Hier ein Video dazu. Chaos pur, wodurch ein Schwachpunkt der Insel gut sichtbar wurde – so lange die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frankreich so dominant bleibt, sollte man ggf. andere Verhandlungswege wählen … der Schaden für die Insel jedenfalls war enorm.
Was uns betraf, hielten wir uns erstmal entspannt in „unserer Ecke“ der Insel auf. Dann gewann die Neugier und wir machten uns auf dem Weg, um zu schauen, wie brennende Küchengeräte und Sofas aussehen 😉 Und das haben wir erlebt: die geschäftstüchtigen Streikenden machten aus den Strassensperren eine Einnahmequelle. Es wurden kleine Durchfahrten geschaffen und fürs Passieren wurde eine Gebühr verlangt. Booah. Wir entschieden uns, die Anarchie noch nicht zu unterstützen – denn noch mussten wir nicht Richtung Flughafen – und drehten wieder um.


Im Laufe der nächsten Tage wurde dann wohl verhandelt und in den Nachrichten wurde durchgegeben, dass die Straßen zum Flughafen nun wieder frei passierbar seien. Genau rechtzeitig, sonst hätten wir echt mit dem Koffer auf dem Kopf durch die karibische See in Richtung Flughafen schwimmen müssen 😉
Zusammenfassung
Es war teils ein super erholsamer Urlaub im Paradies, aber teilweise haben wir Sachen erlebt, auf die wir hätten auch verzichten können. Aber immerhin war unsere zweite Urlaubswoche ganz nach dem Motto „save the planet“ – wir konnten der Umwelt nicht mit Autofahren schaden, geschweige den zu viel konsumieren ;-)))
Rhetorische Frage: wäre es im Kolumbien doch ggf. ruhiger gewesen?;-))
Liebe Grüße
Eure Anne