Zugegeben, beim Investieren geht es ja darum, Vermögen aufzubauen und dann irgendwann zu erhalten. Die finanzielle Freiheit haben wir als festes Ziel vor Augen. Trotzdem oder vielleicht deswegen – irgendwo machen Investoren Fehler und lassen Rendite liegen – auch ich!
Das ist nicht schlimm und der ein oder andere Fehler wird Dir mit Sicherheit auch auf Deiner Reise zur finanziellen Freiheit passieren. Sag deshalb nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt! 😉

Also schauen wir mal, denn Irgendwo machen Investoren Fehler und lassen Rendite liegen.
Fehler 1: Nicht ins Handeln kommen – oder warum ich damals lieber Excel statt Aktien gekauft habe
Von allen Fehlern, die man als Investor machen kann, ist dieser der König unter den Ausreden: Nicht ins Handeln kommen. Und ja, ich habe ihn auch gemacht. Ganz am Anfang dachte ich, ich wäre klug, wenn ich mir erst mal ein superschlaues Excel-Sheet baue. Ich habe akribisch Werte aus meiner diversifizierten Watchlist eingetragen, fein säuberlich nach Branchen, Ländern und Assetklassen sortiert. Dann habe ich wochenlang tagesaktuelle Kurse gepflegt, als wäre ich ein hochbezahlter Analyst.
Warum? Ich dachte, ich brauche diesen ganzen Aufwand, um Selbstvertrauen zu tanken. Steigende Kurse waren Balsam für meine Börsenseele, sinkende Kurse dagegen das perfekte Argument, warum ich noch warten sollte. Wochen, ja Monate habe ich so verschwendet – mit Beobachten statt Machen.
Die Zeit hätte ich mir sparen können. Statt Zahlenkolonnen zu pflegen, hätte ich den Sprung vom Beckenrand wagen sollen. Der „Kaufen“-Button war nur einen Klick entfernt, aber ich habe mich gedrückt. Und so habe ich Rendite liegengelassen – eine Lektion, die ich mir teuer erkauft habe. Denn nichts, wirklich nichts, fühlt sich so real an wie der erste Klick auf „Kaufen“.
Und weißt du, was danach kommt?
Überraschung! Niemand kann dich darauf vorbereiten, was passiert, wenn die Zahlen plötzlich dein Geld sind.
Das Schlimmste: Ich höre diesen Fehler immer noch aus meinem Bekanntenkreis. Die Geschichte geht ungefähr so: „Ich habe mir ein Depot eingerichtet, fünf Bücher übers Investieren gekauft, drei davon gelesen – aber gekauft habe ich noch nichts. Ich warte auf den perfekten Moment.“
Spoiler: Es gibt keinen perfekten Moment. Der beste Zeitpunkt, um zu starten, ist immer jetzt. Und wenn dir der Mut fehlt, fang klein an. Ein paar Euro in breit diversifizierte ETFs, und du bist dabei. Denn mal ehrlich: Wenn ein Welt-ETF nicht mehr läuft, haben wir sowieso ganz andere Sorgen.
Fehler 2: Wenn es aussieht wie eine Ente, schwimmt wie eine Ente und quakt wie eine Ente, dann ist es wahrscheinlich eine Ente.
Ja, das Ding mit der Ente.
Wirecard. Ich war dabei! Denn das Problem mit deutschen Unternehmen, die an der Börse gelistet sind, ist ja meist folgendes: Eine Allianz, eine Münchener Rück oder eine Deutsche Post liefern zwar stabile Dividenden, versprühen aber im Vergleich zu den Tech-Überfliegern aus den USA wenig Glanz. Das einzige Unternehmen, das hierzulande so etwas wie badischen Silicon-Valley-Flair versprüht, ist die SAP.
Doch dann gab es plötzlich Wirecard – einen Zahlungsdienstleister, der den Sprung vom TechDAX in den DAX schaffte.
Bundesliga statt der Knochenmühle Regionalliga!
Und dann die große Expansion: Singapur, Softbank, Australien, Neuseeland. Sogar Angela Merkel trommelte in China für das Unternehmen. Außerdem lag da irgendwie schon KI und Machine Learning in der Luft. Da wollte ich dabei sein.
Doch irgendwann zogen dunkle Wolken auf. Shortseller veröffentlichten kritische Analysen, und auch die Financial Times richtete ihren Blick skeptisch nach Aschheim. Aber das konnte doch alles nicht wahr sein, dachte ich mir. Schließlich sind wir hier in Deutschland, keiner Bananenrepublik! Wir haben den DAX, wir haben die BaFin. Und der Müller Dirk hatte doch noch beim Lochner gesagt, dass er Wirecard bis in die letzte Fußnote geprüft habe.
Und dann platzte der Ballon – so, als hätte jemand mit einer heißen Nadel hinein gestochen.
Das schlimme bei mir war noch, dass ich mich über einen Short Put engagiert hatte. D.h. ich hatte die Aktien noch nicht im Depot, sondern im grunde eine “Versicherung” verkauft, die Aktien bis zum Verfallstag zu einem bestimmten Strikepreis abzunehmen.
Als die Wirecard dann gen Süden ging, wurden mir auch prompt 100 Aktien in mein Optionsdepot eingebucht.
Als die Wirecard-Aktien erst einmal in mein Depot eingebucht waren, war klar: Einfach aussitzen würde nicht funktionieren. Der Kurs schwankte wild, die Volatilität schoss durch die Decke – und genau das musste ich nutzen, um meinen Schaden zu begrenzen. Also begann ich, mit Optionen zu arbeiten: Verkaufen, schnell schließen, Put- und Call-Kontrakte geschickt manövrieren. Es war ein nervenaufreibendes Spiel, aber am Ende ging ich mit einem blauen Auge davon. Der Verlust? 800 Euro. Schmerzhaft, aber angesichts des kompletten Wirecard-Debakels fast schon ein Glücksfall.
Als die ersten schwarzen Wolken aufzogen, hätte ich meinen Put sogar noch mit Gewinn wieder schließen können.
Was uns dann auch gleich zum nächsten Fehler führt.
Fehler 3 – Wenn man das Bauchgefühl ignoriert
Hier war ich zwar etwas schneller als andere, aber so mancher Mitinvestor wurde schwer getroffen.
Anfang 2022 spitzte sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine immer weiter zu. Wie viele andere Investoren hielt auch ich russische Aktien in meinem Depot – schließlich galten sie als solide Dividendenzahler. Selbst Dr. Andreas Beck hatte damals Aeroflot-Aktien in seinem Portfolio.
Der große Nachteil russischer Aktien als ADRs (American Depositary Receipts) zeigte sich im Zuge der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine besonders drastisch. Als westliche Sanktionen verhängt wurden, kam der Handel mit russischen Wertpapieren an internationalen Börsen weitgehend zum Erliegen.
Für deutsche Investoren bedeutete das: ADRs russischer Unternehmen wurden von den US-Börsen delistet, der Handel ausgesetzt oder ganz verboten.
Gleichzeitig untersagte Russland ausländischen Investoren den Verkauf ihrer dort gehaltenen Aktien. Wer ADRs besaß, stand plötzlich vor einem Dilemma – eine Umwandlung in russische Originalaktien war oft nicht möglich oder mit enormen Hürden verbunden.
In der Folge mussten viele Anleger ihre russischen ADRs als wertlos abgeschrieben verbuchen oder ihre Positionen mit massiven Verlusten zwangsliquidieren. Die vermeintlich soliden Dividendenzahler wurden innerhalb weniger Wochen zu unhandelbarem Ballast im Depot.
Angesichts dieser Unsicherheiten stellte ich mir die entscheidende Frage: Egal, wie es in der Ukraine weitergeht – was bedeutet das für meine Investments?
Für mich war klar: Es würde in jedem Fall extrem rumpelig werden. Sanktionen, Marktpanik, geopolitische Spannungen – all das würde die Kurse russischer Aktien stark unter Druck setzen. Also entschied ich mich, meine russischen Aktien zu verkaufen, bevor die Lage völlig eskalierte. Mein Gedanke dabei war simpel: Falls sich die Situation irgendwann beruhigen sollte, könnte ich später zu besseren Einstiegskursen wieder einsteigen.
Ob das die richtige Entscheidung war? Das wusste ich damals nicht. Aber eins war sicher – abwarten und hoffen war für mich keine Option.
Fehler 4 – Zu schnell die Flinte ins Korn werfen
Das klingt zunächst konträr zu Fehler 3. Ja, was den nun? Schnell handlen oder die Flinte nicht zu schnell ins Korn werfen. Wie immer kommt es drauf an.
Als Investor ist es verlockend, bei plötzlichen Marktbewegungen schnell zu reagieren. Doch genau das kann ein fataler Fehler sein. Es gibt viele Situationen, in denen die Märkte mit hohen Schwankungen oder unerwarteten Ereignissen konfrontiert werden, und die Versuchung ist groß, sofort zu verkaufen, um Verluste zu vermeiden oder auf vermeintlich bessere Gelegenheiten zu reagieren. Doch oft führt dieses vorschnelle Handeln zu noch größeren Verlusten, als wenn man einfach ruhig geblieben wäre.
Ein zentraler Punkt, warum man als Investor nicht vorschnell auf Marktbewegungen reagieren sollte, ist, dass die Märkte häufig kurzfristig überreagieren.
Preisschwankungen sind oft emotional bedingt und spiegeln nicht immer den langfristigen Wert eines Unternehmens wider. Wenn man in solchen Momenten zu schnell handelt, verpasst man oft die Chance, von einer späteren Erholung zu profitieren.
Zu früh die Flinte ins Korn zu werfen bedeutet auch, dass man sein Investitionsziel aus den Augen verliert. Wenn man sich einmal für eine Strategie entschieden hat, sollte man diese auch langfristig verfolgen und nicht bei jeder Unruhe am Markt in Panik verfallen. Es ist wichtig, ruhig zu bleiben und sich auf den langfristigen Erfolg zu konzentrieren, anstatt auf kurzfristige Schwankungen zu reagieren.
Die wirklichen Gewinner sind oft diejenigen, die in solchen turbulenten Zeiten geduldig bleiben und nicht sofort verkaufen, sondern ihre Strategie beibehalten, auch wenn der Markt gerade nicht in die gewünschte Richtung geht.
Erstes Zwischenfazit
Es geht also darum, das große ganze nicht aus den Augen zu verlieren und dir zwischen Fehler 2 Fehler 3 und Fehler 4 darum, einschätzen zu können, wie sich eine Situation langfristig entwicklen könnte und am besten in verschiedenen Szenarien zu denken.
Schauen wir mal weiter, denn Irgendwo machen Investoren Fehler und lassen Rendite liegen.
Fehler 5: Market Timing statt Time in the Market
Market Timing, also der Versuch, den Markt wie ein hellsichtiger Wahrsager zu manipulieren, ist wie der Versuch, den perfekten Moment für einen Cheeseburger zu finden – meistens geht’s schief. Du verpasst die großen Gewinne, weil du zu spät einsteigst oder denkst, du wärst ein „Marktgenie“, nur um dann von den Kursen überrollt zu werden. Das ständige Kaufen und Verkaufen kostet nicht nur unnötig viel Geld in Form von Transaktionsgebühren, sondern sorgt auch dafür, dass du das Finanzamt regelmäßig besuchst. Der Markt hat einen Plan, und der ist nicht dein persönlicher Spielplatz. Langfristig gesehen kommen die großen Gewinne zu denen, die ruhig bleiben und nicht wie ein aufgeregter Hase in alle Richtungen hüpfen. Also, lieber entspannt auf der Bank sitzen und warten, als ständig den „perfekten“ Moment zu jagen – das ist die wahre Kunst!
Aber so ungefähr war mein Anfang an der Börse – ständig kaufte und verkaufte ich Titel und wunderte mich dann, weshalb Transkationsgebühren und Steuern meine Rendite auffrassen.
Zugegebenermaßen, heute mit Neobrokern und 1€ Transaktionsgebühren für den auf und Verkauf von Wertpapieren, das sind schon anderen Ansagen als mein erstes Depot bei der Sparkasse – trotzdem, hin und her macht Taschen leer.
Wenn Ihr Spaß am traden und handeln habt, dann macht das über ein zweites Depot. Mein größtes Depot liegt bei der ING, dort laufen „nur“ Sparpläne auf ETFs, für andere Strategien nutze ich Depots bei Neobrokern.
Fehler 6: Bigh High, Sell Low
Der Anlagefehler „Big High, Sell Low“ ist wie der Finanzmarkt in seiner schlechtesten Version eines Bungee-Jumpings: Man springt voller Enthusiasmus und in bester Laune in den Markt (Big High), nur um dann völlig kopflos in den Moment zu kommen, in dem der Kurs abstürzt und man sich panisch von seinen Aktien trennt (Sell Low). Es ist, als würde man sich ein luxuriöses Auto kaufen, es dann aber bei der ersten Delle wieder verkaufen – nur um später zu merken, dass es viel günstiger gewesen wäre, einfach weiterzufahren. Es ist die Art von Fehler, bei der man sich fragt: „Warum habe ich nicht einfach die Ruhe bewahrt und auf den nächsten Fahrplan des Marktes gewartet?“ Aber hey, wer braucht schon langfristige Strategie, wenn man auch die Achterbahnfahrt der Emotionen haben kann? Buy High, Sell Low habe ich ebenfalls zu meiner Anfangszeit als Investor praktiziert. Zwar gab es damals noch keine Finfluencer auf Social Media und keine Finanzkanäle auf YouTube, trotzdem machten mich Markrücksetzer nervös und ich hatte immer den Drang, unbedingt irgendwas handeln zu müssen.
Irgendwo machen Investoren Fehler und lassen Rendite liegen.
Gerade wenn man erst mit dem Investieren anfängt, neigt man dazu, zu viel auf die Meinung am Markt zu geben, vor allem wenn man Instagram und YouTube mit negativen Meinungen zugebombt wird.
Dabei ist es mithin die schlechteste Variante, der großen Herde zu folgen und sich von der Marktmeinung treiben zu lassen.
Fehler 7 – Krisen nicht nutzen
Wer als Investor die Kursrücksetzer bei Krisen ignoriert, der hat vermutlich auch bei einem Black Friday Sale das Gefühl, dass die Preise zu tief fallen und man besser einfach weiter durch den Laden schlendert. Dabei sind diese Rücksetzer wie die Sonderangebote des Aktienmarkts: Man bekommt große Marken zu kleinem Preis! Stattdessen bleibt man aber auf der Couch, schaut zu, wie die Schnäppchen von anderen eingesackt werden und wundert sich dann, warum die Rendite im Portfolio eher wie ein zu lang gewordener Pulli aussieht – zu groß und nicht mehr wirklich nützlich. Wer in Krisenzeiten nicht zuschlägt, lässt die Chance auf zukünftige Gewinne in etwa so achtlos verstreichen wie ein vergessener Regenschirm im Sommerregen. Klar, es fühlt sich sicherer an, das Geld erstmal zu horten – aber wer nicht ins kalte Wasser springt, wird nie zum Schwimmer!
In der Finanzkrise hatte ich die Hosen gestrichen voll. Damals arbeitete ich bei einem großen Softwareunternehmen und der Aktienkurs sackte in der Folge der Finanzkrise auf Sonderangebotskurse unter 25€ ab. Zwar lief der Kurs dann erst mal mehrere Monate volatil seitwärts, trotzdem entschied ich mich dafür, mein Geld auf dem Konto noch in ein langlaufendes Festgeld anzulegen. Das war mit Blick auf die folgende Nullzinsphase nicht das Schlechteste, sich noch quasi vor dem Downturn hohe Zinsen auf langlaufendes Festgeld einzulocken,
In diesem Jahr 2025 markierte der Aktienkurs mit über 277€ den Höchststand. Hätte ich damals zugeschlagen, dann hätte ich heute einen Multibagger im Depot. Aber hätte, hätte, Fahrradkette.
Bei der Corona-Krise entschied ich mich dagegen bewusst dazu im Markt zu bleiben und habe dann sogar Spareinlagen investiert, die ich eigentlich für eine größere „Spassanschauffung“ zurückgelegt hatte.
Das steht natürlich krass im Gegensatz zu dem Fehler, den Markt timen zu wollen, aber solche Gelegenheiten muss man einfach nutzen.
Auch hier ist es sinnvoll, in Szenarien zu denken. Überlegt Euch einfach, welche Szenarien eintreten können, und was das Schlimmste ist, was passieren könnte. Wenn ich dann zu dem Schluss komme, dass die Weltwirtschaft nicht untergehen wird, dann ist das für mich immer ein Zeichen, Krisen zum investieren zu nutzen.
Fazit: Verlieren gehört dazu – wenn Du daraus lernst, gewinnst Du trotzdem
Fehler beim Investieren sind unvermeidlich – besonders am Anfang.
Irgendwo machen Investoren Fehler und lassen Rendite liegen. Doch genau diese Fehltritte bringen uns weiter, wenn wir bereit sind, daraus zu lernen. Ob es das Zögern vor dem ersten Investment war, der Griff zur scheinbar glitzernden Wirecard, das Ignorieren des Bauchgefühls oder der Versuch, den Markt perfekt zu timen – jeder dieser Fehler hat mich Geld gekostet, aber auch Erfahrung gebracht.
Wirklich gefährlich wird es nur, wenn man dieselben Fehler immer wieder macht. Deshalb: Starte, reflektiere, justiere – und bleib langfristig dabei. Denn am Ende sind nicht die perfekten Entscheidungen entscheidend, sondern die Konsequenz, mit der Du Deinen Weg gehst. Die Reise zur finanziellen Freiheit ist kein Sprint, sondern ein Marathon mit Schlaglöchern. Aber wer weiß, wo sie hinführt, wenn man dranbleibt?
Irgendwo machen Investoren Fehler und lassen Rendite liegen.
Welche Fehler hast Du beim Investieren gemacht?
Viele Grüße,
Heiko
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