
Kaum zurück von der letzten Reise hat die chronische Krankheit mich wieder gepackt – das Fernweh. Ein Land stand schon sehr lange auf meiner Bucket-Liste: Rumänien. Da musste ich jetzt sofort hin!;-) Heiko warnte mich zwar vor Dracula-Geschichten und dass ich sehr wahrscheinlich in einer transsilvanischen Bauernfamilie als Hausmagd das traurige Ende meiner Reise erleben werde und dass es ihm zwar echt leid für mich tun würde, aber er trotzdem nicht mitkommen würde.
Hat die Warnung mich von der Reise abgehalten – natürlich nicht! 🙂 Und wenn ihr jetzt meint, meine neue transsilvanische Bauernfamilie ist echt nett und erlaubt mir sogar Internet zu nutzen – falsch. Ich bin wieder Zuhause. Alles Bestens, danke für eure Sorgen. 😉
Bukarest
In Bukarest bin ich am Abend angekommen. Die Fahrt zum Appartement fand in der Dunkelheit statt und der Erste Eindruck von der Stadt war eher positiv: viel Altbau, durchaus geschickt beleuchtet, um die Architektur zu betonen. Breite und scheinbar sehr gut fahrbare Straßen. Direkt vor meinem „Zuhause“ entdeckte ich eine Bäckereikette Luca: welche tolle Leckereien, und täglich ab 20:30 Uhr zum halben Preis. Einen besseren/leckereren/preisbewussten Empfang konnte ich mir nicht wünschen.
Welche Eindrücke sammelte ich in Bukarest? Es gibt eine recht gut erhaltene Altstadt, teils bereits liebevoll restauriert und hübsch gemacht, teils noch in der Arbeit. Es hat großen Spaß gebracht, dort durch die Gassen zu schlendern, mal im Café oder im Restaurant sich hinzusetzten und dem Geschehen zu folgen.

Es gibt dort ebenfalls viele sehr schöne Altbauhäuser als Erbe der Habsburger Herrschaft. Auch hier gilt das Gleiche: einige Häuser sind bereits auf Vordermann gebracht worden, aber vieles muss noch weiterhin aufgearbeitet werden. Und dann gibt es noch die sowjetische Architektur, die halt so aussieht, wie sie esüberall tut. Ich würde den aktuellen Entwicklungsstand mit Baltikum in den 2010er Jahren vergleichen: es ist vieles im Umbruch; man sieht die Potential. Einiges an EU-Geldern ist auch bereits angekommen, nur der ganze Prozess braucht noch Zeit.
Bukarest hat mir gut gefallen.

Dracula
Durch die Vampir-Geschichten beeinflusst, wollte ich unbedingt das Dracula-Schloss mir anschauen. Zum Abwechslung nicht auf eigene Faust, sondern mit etwas mehr Gesellschaft (bin ja nicht ein kompletter Introvert, ein paar Stunden mit Menschen halte ich schon aus. ;-)) So buchte ich einen Tagesausflug über Tripadvisor und über den Anbieter Trip2Ro: Draculas Schloss, Schloss Peles und Brasov – Tagesausflug ab Bukarest. Der Ausflug sollte ca. 12h dauern und um 7 Uhr morgens pünktlich starten. Nicht meine Uhrzeit, aber ich war pünktlich da und hab erfolgreich die sarkastischen Whatsapps vom Reiseleiter Adrian größtenteils ignorieren können. Whatsapp Nr. 1: „Beabsichtigst du den Ausflug noch zu machen?“ Meine Antwort war gemäß Uhrzeit recht knapp: „ja“. Daraus folgte die Whatsapp Nr. 2: „Beabsichtigst du das noch heute zu machen?“. Das war bereits zu viel Kommunikation für mich, und darüber hinaus kam ich schon bei dem Bus an. Insgesamt waren wir ca. 20 Leute.
Gleich nach dem Start mutierte der Reiseleiter sich zu einer Art von Dracula: statt alle fröhlich zu begrüßen und in guter Laune den Tagesplan durchzugehen, hatte er uns erstmal fertig gemacht. Statt herzlichen Willkommen wurden uns alle Arten von Verboten an dem Kopf geknallt, welche strikte Regeln noch es zu beachten gibt und wenn er redet, haben alle anderen im Bus still zu sein. Booahh. Da schlug das Sowjetische voll durch. Es gibt immer eine nette und eine nicht so nette Art, die Regeln zu erläutern. Er wählte die erste Version. Wiederum die Geschichte um das Dracula-Schloss und Peles hat er seht gut präsentiert, ebenfalls stellte er seine Heimatstadt Brasov uns sehr gut vor. Da waren die leicht sarkastische Art und die guten, treffenden Zusammenfassungen für mich sehr genießbar. An sich mag ich Sarkasmus sogar sehr. Nur nicht vor 7 Uhr morgens.
Schloss Bran (Dracula-Schloss), Schloss Peles, Brasov
Die Ziele des Tagesausfluges waren sehr interessant und nicht miteinander vergleichbar: verschiedene Entstehungsgeschichten, verschiedene Zeitepochen. Aber allein betrachtet alle sehr bemerkenswert. Das Dracula-Schloss heißt in der Wirklichkeit Schloss Bran und Dracula hat dort nie gelebt. Die Dracula-Geschichte fand sehr wahrscheinlich Inspiration von einen außerordentlich grausamen Herrscher Vlad Draculea in der rumänischer Geschichte.



Schloss Peles ist ein Traum – mitten in den Bergen eingebettet, mit wunderschönen Aussichten und von Innen mit allen damals möglichen prunkvollen Gegenständen vollgestopft.


Die Stadt Brasov hat einen sehr liebevoll restaurierten Stadtkern, ein malerisches Städtchen, im Hintergrund als Mauer die Karpaten. Alle Ausflugziele befanden sich in den Karpaten. Übrigens: die Natur dort ist einfach atemberaubend: so viel Grün, so viel Ruhe, so viel Unberührtheit!

Die Straßenverhältnisse waren gut; die Serpentinen selbst waren aber teils so steil, dass ich echt froh drum war, nicht selber fahren zu müssen. Ich hätte es zwar geschafft, aber es hätte die Grundentspanntheit der Reise erheblich beeinflusst.
Zusammenfassung von Dracula-Geschichten
Rumänien ist definitiv eine Reise Wert. Wenn man die Natur mag, ist es sogar das Land der Träume. Es gibt aber auch genug zum Gucken in den Großstädten (Bukarest). Es ist noch etwas günstiger als bei uns. Man kann fast überall mit Karte zahlen, aber halt in der Landeswährung Leu. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt während der Reise nicht sicher gefühlt (außer in den Krallen des Reiseleiter-Dracula;-)).
Würde ich gerne nochmal hingehen: ja, diesmal aber gezielt die Karpaten und die „grüne“ Region ansteuern. Dies macht Rumänien einzigartig.
Bin ich zu einer Vampir mutiert? Ich kann es bestätigen, dass die Schneiderzähne nach der Reise die gleiche länge beibehielten und Heiko kann bestätigen, dass ich definitiv nicht in der Nacht durch die Wohnung/Stadt rumflattere und ihn/andere Mitmenschen beiße. 😉 Oder halt wenn, dann aus gutem Grund … weil ich Hunger habe ;-))) Also alles geblieben wie bereits gehabt 😉
Liebe Grüße
Eure Anne